Deutscher Straßenausstattertag 2005 tagte in Hannover
Am 21. und 22. September 2005 fand der Deutsche Straßenausstattertag 2005 mit knapp 400 Teilnehmern aus Industrie und Verwaltung in Hannover statt. Eingeladen hatte der Industrieverband Straßenausstattung e.V. (IVSt) gemeinsam mit der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V. (FGSV). In seiner Eröffnungsrede betonte Stefan Petersson, der 2.Vorsitzende des IVSt, die notwendige Kooperation von Behörden und Herstellern und Verarbeitern. Er wies darauf hin, dass angesichts des starken Verkehrsaufkommens auf den Straßen eine hochwertige Straßenausstattung geboten sei. Dabei zahle sich Qualität durch niedrigere Gesamtkosten aus.
Walter Hirche, niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, hieß den Kongress in der Hauptstadt des Landes Niedersachsen willkommen. Er sprach sich für eine hohe Mobilität aus und warnte davor, dass Sparen im Straßenbau auch zu einer Substanzminderung führe.
Der Kongress stand unter der Schirmherrschaft des Bundesministers für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW). Wolfgang Hahn, Leiter der Abteilung Straßenbau und Straßenverkehr im BMVBW, überbrachte bei der Eröffnung die Grüße des Bundesverkehrsministers. Hahn hob hervor, dass die Unternehmen der Branche mit insgesamt 4,3 Mio. Arbeitskräften ein wichtiger Teil der Mobilitätswirtschaft seien.
In 5 Arbeitskreisen diskutierten die fachkundigen Teilnehmer aktuelle Probleme aus den Bereichen Fahrbahnmarkierung, Verkehrssicherung an Arbeitsstellen, Verkehrszeichen, Rückhaltesysteme sowie Ausschreibung und Vergabe. Zusammenfassend sprachen sich alle Arbeitskreise dafür aus, die Qualität der Straßenausstattung zu verbessern und regelmäßige Kontrollen durchzuführen. Bei der Vergabe von Aufträgen sollte zur Stärkung des Mittelstandes die Fachlosvergabe beibehalten werden. Gemeinsames Ziel ist es, für alle Verkehrsteilnehmer mehr Sicherheit zu schaffen.
Folgende Empfehlungen wurden von den jeweiligen Arbeitskreisen ausgesprochen:
Thema: Effektive Qualitätsüberwachung bei Fahrbahnmarkierungen - Eignungsprüfungen, Kontrollprüfungen und Sachmangelhaftung
• Die ZTV M 02 muss zügig und unter Einbeziehung vorübergehender Markierungen überarbeitet werden.
• Aufgrund der bestehenden Schwierigkeiten mit der ausschließlichen Bewertung des Gebrauchszustandes müssen Anforderungen im Neuzustand formuliert werden.
• Zum Zwecke der Abnahme müssen Kontrollprüfungen einschließlich der Probenentnahme von qualifizierten Prüfstellen durchgeführt werden.
Thema: Minderung der Risikofaktoren
• Wir fordern, dass der Unterhaltungsdienst auf stark befahrenen Straßen möglichst staufrei durchgeführt wird, wenn nötig bei Nacht. Dabei ist adäquate Warnkleidung zu tragen. Die Arbeitsstelle als Ganzes muss ausreichend (ggf. aufwendiger als am Tag) gekennzeichnet werden.
• Wir fordern konsequentere Planung von Baustellen. Sie müssen eindeutig gestaltet sowie klar und verlässlich gekennzeichnet sein. Die Anforderungen der SiGeKo-Richtlinien müssen berücksichtigt werden. Häufig wechselnde Bauzustände sind zu vermeiden.
• Wir fordern eine normgerechte Umsetzung der bestehenden (als ausreichend angesehenen) Regelungen und ein vertragskonformes Verhalten. Die Behörden müssen ihren Überwachungs- und Kontrollpflichten nachkommen. Verstöße müssen konsequent geahndet werden, ggf. mit Hilfe einer noch einzurichtenden Anlaufstelle.
• Wir fordern eine qualifiziertere Ausbildung für alle an der Verkehrssicherung Beteiligten, um die Qualität und Sicherheit der Baustellenabsicherungen zu gewährleisten.
Thema: Verkehrszeichenqualität in Europa: Stiefkind Deutschland?
• Die Qualität der Verkehrszeichen in vielen europäischen Ländern ist offensichtlich besser als in Deutschland. Es sind geeignete Maßnahmen zur Verbesserung und Sicherung der Qualität zu ergreifen (regelmäßige Zustandsüberprüfung, Definition eines Mindestrückstrahlwertes im Gebrauchszustand).
• In einer ersten Sofortmaßnahme zur Verbesserung der Qualität der Verkehrszeichen sind umgehend alle visuell eindeutig nicht brauchbaren Schilder zu erneuern.
• Für den Einsatz fluoreszierender Materialien besonders in Gefahrenbereichen sind Kriterien zu erarbeiten (wie in anderen europäischen Ländern bereits geschehen).
• Werbeanlagen dürfen die Wahrnehmung, Erkennbarkeit und Lesbarkeit nicht beeinträchtigen. Für die Beurteilung sind Kriterien festzulegen.
Thema: Einsatzkriterien für passive Schutzeinrichtungen
• Die RPS sollte unverzüglich eingeführt werden. Ein ergänzender Systemkatalog („Teil 2“) sollte schnellstmöglich erstellt werden. Dazu können RAL RG 620 und Systemkatalog der Betonindustrie genutzt werden.
• Einsatzkriterien mit Ergänzungen und Hinweisen zur RPS sollten kurzfristig erarbeitet werden.
• Passive Schutzeinrichtungen der Anprallheftigkeitsstufe >B dürfen nur eingesetzt werden, wenn keine Systeme mit Stufe A oder B mit gleichem Aufhaltevermögen (Aufhaltestufe, Wirkungsbereich) existieren.
• Zu Erfüllung der Anforderungen des Teil 5 der EN 1317 sind vollständige Versuchsberichte für die TL-SP Systeme (ES, EDS, DDS), kostenfrei von der BASt zur Verfügung zu stellen.
Thema: Die VOB und ihre Umsetzung in der Praxis
• Unterhalb der Schwellenwerte sollte kritisch geprüft werden, welche EU-Vorgaben in nationales Recht (z.B. die VOB) übernommen werden.
• Die Zulassung sogenannter Generalübernehmer muss verhindert werden.
• Die Fachlosvergabe sollte aus Gründen des Mittelstandsschutzes in jedem Falle beibehalten werden.
• Es sollte eindeutig geregelt werden, dass Bieteridentitäten in einem Vergabeverfahren unzulässig sind.
Der nächste (4.) Deutsche Straßenausstattertag wird 2007 stattfinden. Ort und Termin werden zu gegebener Zeit bekannt gegeben.
Ein Tagungsband mit allen Referaten und Empfehlungen des Deutschen Straßenausstattertages 2005 kann ab ca. Dezember 2005 bei der FGSV - Geschäftsstelle in Köln oder der IVSt – Geschäftsstelle in Bad Sachsa angefordert werden.